Die Hindu Tradition hat nur ein Ziel, das der Selbst-/
Gottesrealisierung, daher wird jede Gelegenheit, sogar die einfachsten und
gewöhnlichsten Begebenheiten im täglichen Leben, als Moment angesehen, in dem
die höchste Bewusstheit erinnert werden kann. Es gibt ein System, welches Nitya
Karma Paddati genannt wird, was bedeutet, tägliche Aufgaben im Sinne von Gebet
zu verrichten, durch den ganzen Tag hindurch. Es gibt Mantras dafür,
aufzuwachen, Mantras dafür, um Vergebung zu bitten, dass man auf Mutter Erde
treten muss, Mantras, wenn man badet, Mantras, um sich an den Guru zu erinnern,
Mantras während des Betens, Mantras vor dem Essen, Mantras nach dem Essen, Mantras,
wenn das Licht angemacht wird und Mantras, wenn man sich schlafen legt. Manche
der einfacheren Mantras können praktiziert werden. Für die meisten Menschen mag
es sehr langwierig sein, den ganzen Tag über Mantras zu wiederholen, besonders
in der vielbeschäftigten Routine der modernen Zeit.
Es gibt eine andere Tradition in den Hindu-Schriften;
nämlich, dass ein Spiritueller Meister von dem Level, welches er innehat,
spricht, daher sind die ersten, wenigen Shlokas der Hindu-Schriften die
schwierigsten, denn der Autor beginnt bei seinem hohen Bewusstseinszustand und
lässt dann seine Gedanken herab auf das Level der Zuhörer.
Der Körper ist der Tempel der Seele und deshalb ist es
wichtig, für ihn zu sorgen, so dass dieses Instrument bestehen kann, bis
Selbst-Realisierung erlangt ist, jedoch muss man an jedem Punkt danach streben,
Gott zu erreichen. Ungleich der bekannten Version des Tischgebets, wie
"segne uns und segne dieses Essen und wir danken dir für dieses Essen,
Gott" sprachen die alten Hindus von der spirituellen Ebene auf der sie
waren. Für sie war es so, dass sie zur allmächtigen göttlichen Mutter beteten,
welche die Form der Annapurna annahm, die die gesamte Welt ernährt. Sie ist
Parvati, als die Tochter des Himalayas und sie ist Shakti, die Gefährtin von
Lord Shiv. Für diese alten spirituellen Meister wäre es eine Beleidigung
gewesen, um Essen zu bitten, als sie zur göttlichen Mutter beteten, denn es
wäre, wie Süßigkeiten von einem König zu erbetteln. Die Shloks, die man vor dem
Essen wiederholt, erhalten die gleiche Vision dieser spirituellen Meister.
Sie waren weise und fragten immer nach dem Besten, ihr
Ziel auf das höchste Level der spirituellen Bewusstheit ausgerichtet, also
sagten sie: "Göttliche Mutter, wenn du uns segnest, dann bitte segne uns
mit nichts geringerem als dem Besten. Das Beste ist, dass auch wir göttlich und
perfekt werden, also gib uns als Nahrung diese Qualitäten, die uns göttlich
machen werden. Bitte gib uns Perfektion in unseren Taten (sodass unsere Gebete
perfektioniert werden), nicht-Anhaftung und göttliches Wissen (Gyan bedeutet im
spirituellen Kontext das Wissen der absoluten Wahrheit, oder das Wissen
Gottes)." Dieses Shlok wurde aus dem berühmten Shlok, bekannt als das
Annapurna Stotram genommen, welches von Shankracharya geschrieben wurde
1.Annpurne sada purne shankar
pran vallabhe |
Gyan vairagya siddhiartham
bhiksham dehi ch parvati | |
Du göttliche Mutter Annpurna, die die Energie und
Lebenskraft von Lord Shankar ist |
Bitte, göttliche Mutter Parvati, als Nahrung, gib uns
Perfektion unserer Taten, Nicht-Anhaftung(Begierdelosigkeit) und göttliches Wissen(Gottes-/Selbstrealisierung)
| |
Das zweite Shlok, das gewöhnlich vor dem Essen gesagt
wird, kommt aus der Bhagvat Gita. Es erhält einen gleichwertigen Bewusstseinszustand.
Das Shlok lautet
2.Brahma arpanam, Brahma havir, Brahma agnau, Brahmanah
hutam |
Brahmaiv tein gantavyam, brahma karma samadhina | |
Bhagvat
Gita 4:24
An Brahma wird gegeben, das, welches gegeben wird, ist
Brahma, Brahma ist das Feuer, das
verzehrt, der gesamte Prozess ist selbst Brahma |
Brahma allein wird von demjenigen erreicht, der Brahma
in all seinen Tätigkeiten sieht und so
die Gleichmütigkeit des Geistes erreicht, die ihn in der höchsten Bewusstheit etabliert. | |
(Brahma bedeutet höchstes Bewusstsein, karma ist die
Aktion, samadhina Absorption im Zustand des Gleichgewichts, wie im Wort
Samadhi. Also bedeutet Brahmakarma samadhina: der, der jede Tat verrichtet, die
höchste Bewusstseinsstufe im Geist haltend, wird den Zustand der Versenkung in
Brahma erreichen, oder höchste Bewusstheit, die der ursprüngliche
Gleichgewichtszustand, genannt Samadhi ist.)
Wiederum sprechen wir vor unseren Mahlzeiten nicht von
stofflicher Nahrung, sondern erinnern uns weiterhin an unser Ziel, die höchste
Bewusstseinsstufe zu erreichen; uns daher daran zu erinnern, das alles um uns
herum Brahma, die immanente Seite Gottes (sarvavyapi) ist, und dass wir
letztlich auch die transzendente Seite Gottes (vishvotirrna) realisieren und
erreichen müssen. Dieses Shloka fasst tatsächlich Vedanta zusammen. Veda
bedeutet Wissen und Anta bedeutet Ende, deshalb beinhaltet Vedanta das höchste
Wissen.
3.Punarapi jananam punarapi maranam punnarapi
jannijatthre shayanam |
Eh samsare bahdustare kripya-aphare pahi murare | |
Bhaj govindam bhaj govindam govindam bhaj mudhmate | |
21 | |
| | BhajGovindam (Moh Mudgar) | |
Dieses Shlok wird auch vor dem Essen wiederholt. Es
wurde entnommen aus einem Gedicht, dem Moh Mudgar, das gemeinhin als Bhaj
Govindam bekannt ist. In einem gleichartigen Fluss aus Bewusstsein erinnern wir
uns an den Sinn unseres Lebens. Das Shlok bedeutet:
Wiederholte Geburten, wiederholte Tode, wieder und
wieder im Schoße der Mutter liegen |
Es ist sehr schwierig, die Welt zu überwinden (befreit
zu werden), lasse endlose Gnade auf
mich regnen, Murari* | |
Bete zu Gott, bete zu Gott, zu Gott muss man beten, O
Stumpfsinniger | |
*(Murari ist ein Name des Gottes Krishna, der ihm
gegeben wurde, da er einen Dämon namens Mur getötet hatte. Das Wort Mur heißt
umgeben, umfassen, verändern, umkreisen. Deshalb ist Mur hier der Dämon der
Ignoranz, Dunkelheit und Anhaftung der Welt, der sich um jeden einfachen
Sterblichen wickelt. Murari ist der Töter dieser Dunkelheit, Ignoranz und
falscher Anhaftung.)
Das Gedicht Bhaj Govindam wurde vom Shankracharya
geschrieben. Die Geschichte sagt, dass der Shankracharya auf den Straßen
Benares' mit seinen 14 Anhängern unterwegs war und einen Pandit sah, der für
sich die Regeln der Sanskrit-Grammatik wiederholte. Als er diese Verschwendung
an Mühe und Energie sah, rief der große Meister ein Gedicht aus, das als das
Moh Mudgar bekannt wurde und gemeinhin Bhaj Govindam genannt wird. Moh bedeutet
Illusion, aus Anhaftung an die Welt geboren, oder die negative Eigenschaft des
Geistes, weltliche Objekte, Anhaftungen und Beziehungen nicht loslassen zu
können; Mudgar heißt Keule (eine schwere Waffe wie ein Hammer, nur rund und als
Schlagwaffe gegen den Gegner anzuwenden), daher heißt Moh Mudgar die Waffe, die
Anhaftung und Täuschung zerstört. Das Gedicht hat 31 Stanzas.
Der Zweck, alle drei oder eines dieser oben genannten
Shloks zu wiederholen, ist es, ein hohes Level an Bewusstsein zu erhalten,
während wir essen, um uns immer wieder an den Sinn unseres Lebens zu erinnern,
sowie an unsere Hingabe, Erleuchtung und Befreiung zu erlangen.
REIHENFOLGE DIE MANTRAS ZU WIEDERHOLEN:
Immer, wenn jemand Mantrayoga praktiziert, muss zuerst
dem Guru gedacht werden, dann Ganesh, dann Bhairav, dann Lord Shiv und zuletz
der göttlichen Mutter.
Die Mantras sind in dieser Reihenfolge:
Jai Gurudev
Jai Ganesh
Jai Batuk Bhairav
Jai Shiv
Jai Ma (und die Form- Durga, Chamunda, Kali, Maha
Tripursundari etc.)
(Wenn du Mantrainitiation erhalten hast, solltest du
dein Mantra mindestens dreimal wiederholen)
1. Annpurne sada purne shankar
pran vallabhe |
Gyan vairagya siddhiartham
bhiksham dehi ch parvati | |
Brahmaiv tein gantavyam, brahma karma samadhina | |
Bhagvad
Gita 4:24
3. Punarapi jananam punarapi maranam punnarapi
jannijatthre shayanam |
Eh samsare bahdustare kripya-aphare pahi murare | |
Bhaj govindam bhaj govindam bhaj govindam bhaj
mudhmate | | 21 | |
| | BhajGovindam (Moh Mudgar) | |
(Man mag ein beliebiges oder alle drei dieser Shlokas
wiederholen.)
Dann erinnert man an die Prana vayus, wie folgt:
Namah Apana Vayu
Namah Vyana Vayu
Namah Samana Vayu
Namah Prana Vayu
Namah Udana Vayu
Diejenigen, die wissen, wie man das Kamadhenu mudra
formt, mögen dies tun.
Gewöhnlich nimmt die Person ein wenig Wasser in die
Hand, während sie die Mantras spricht, und spritzt dieses im Uhrzeigersinn um
den Teller herum. Dies geschieht, um das Essen mit der Kraft der Mantras zu
segnen.
OM TAT SAT
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