Eine alte Definition des Dharma bedeutet grob übersetzt: Dharma ist,
was die Gesellschaft erhält und von tugendhaften Seelen angenommen wird (da es
zu Tugend führt, nehmen es tugendhafte Seelen an, hier meint Tugend das
Gegenteil von Sünde). Im Kontext der Vedischen Philosophie, besonders im
spirituellen Kontext, ist "paap" oder Sünde das, was einen von Gott/
hoher Bewusstheit/ hohen Werten entfernt, und "punya" oder Tugend,
das, welches einen Gott/ hoher Bewusstheit/ hohen Werten näher bringt.
Eine andere Definition ist, dass Dharma jenes ist, welches einen durch
dessen Befolgen und Praktizieren sowohl in materiellen wie auch spirituellen
Aspekten des Lebens, zu einem integrierten Leben und erhöhter Entwicklung
führt, die schließlich in
Selbst-Realisierung mündet.
Im Mahabharat sagt Bhishm in seinen Lehren zum Kronprinzen Yudhishtir,
dass was auch immer Konflikte hervorruft, Adharm ist (das Gegenteil von Dharm),
während alles, was Konflikte beendet und Einheit und Harmonie schafft, Dharm
ist. Alles, was hilft, uns zu vereinen, reine, göttliche Liebe und universale
Bruderschaft wachsen lässt, ist Dharm. Was auch immer Unstimmigkeit, Geteiltheit,
Disharmonie kreiert und Hass schürt, ist Adharm (merke: hier ist die Intention
oder Botschaft von Shri Bhishm, die höheren Tugenden der Menschheit zu
vermitteln und Gerechtigkeit zu erhalten, daher darf die Botschaft nicht aus
dem Kontext verdreht werden, sondern man muss sie akzeptieren, die anderen
Definitionen ebenfalls im Kopf behaltend).
Lord Krishna erklärt Prinz Arjuna, dass Dharma jenes ist, welches die
Ziele der Erhaltung der Gesellschaft erfüllt, die soziale Ordnung erhält, und
das Wohlbefinden und Fortschreiten der Menschheit sichert.
In den Vaisheshik Sutras hat der Gründer dieses Systems, Rishi Kanada,
Dharma erklärt: "Das, was zur Erlangung von Abhudaya (Wohlhaben in dieser
Welt) und Nihsreyasa (vollständiges erlöschen von Schmerz und erlangen
von unendlicher Glückseligkeit) führt, ist Dharm."
Das Wort Dharm, oft falsch geschrieben als Dharma, wird viel benutzt,
aber meistens ungenau verstanden, sehr oft im falschen Sinn und daher logisch
inkorrekt gebraucht. Um eine
Gebrauchsform unter vielen aufzuklären; es wird oft im Sinne der
"Religion" benutzt, jedoch bedeutet es dies nicht. In Wirklichkeit
gibt es im Sanskrit und Hindi keinen gleichwertigen Begriff für das Wort
"Religion". Das Gegenteil trifft auch zu, nämlich dass es in keiner
anderen Sprache der Welt einen gleichwertigen Begriff für "Dharm"
gibt (in nicht-Sanskrit basierten, nicht-Indo-Sprachen).
Die Natur wird von natürlichen Gesetzen beherrscht. In Zeiten der Veden
wurden diese Rta genannt. Zum Beispiel wird etwas, das geboren ist, eines Tages
sterben. Oder der Fluss fließt abwärts, und alles, was von einer Höhe
losgelassen wird, fällt zur Erde. Die vedische Philosophie folgte dem Rta.
Später wurden diese Rta nach manchen
Berichten ein Teil und die Basis des Dharma. Der Begriff Dharma stammt von
"Dhri" ab, was aufrechterhalten oder aufrichten bedeutet. Dharma
bedeutet natürlich innewohnende Qualitäten, Naturgesetze, Existenzgesetze, die
Aufrechterhaltung oder Aufrichtung von Individuen und der Gesellschaft,
bürgerlicher Gesetze, Verhaltenskodex, Verantwortungen und individuelle oder
gemeinsame Pflichten, moralischer Kodex, der spirituelle Weg des Lebens,
richtiges Verhalten, welches die Gesellschaft aufrechterhält und aufrichtet,
usw.
Der Begriff Dharm im Sinne von natürlich innewohnender Qualitäten kann
wie folgt erklärt werden: Es ist das Dharma des Feuers, zu brennen; wenn Feuer
nicht brennt, ist es kein Feuer. Wenn Eis nicht kalt ist, ist es kein Eis. Es
gibt keinen Englischen/ Deutschen Begriff der für das Wort Dharm äquivalent
ist. Er wird oft verstanden als natürliche Eigenschaft/ Neigung/ Pflicht.
Dharma kann auch so verstanden werden, das Leben die richtigen, rechtschaffenen
Pflichten und Dinge tuend zu leben. Durch die Zeitalter kam es dazu, dass der
Begriff Dharm auch als die individuellen Pflichten verstanden wurde. In den
Schriften des Mahabharat findet man, dass die Rolle eines jeden Individuums
oder jeder Person definiert ist; und so definiert das Dharm die Pflichten und
Verbindlichkeiten eines Königs, eines Prinzen, der Minister, eines Bürgers,
eines Ehemannes, einer Ehefrau, eines Bruders, einer Schwester und so fort. Auf
diese Weise kann das Wort eine viel größere Assoziation haben.
Wenn man sich die übergestellte Bedeutung von Dharm anschaut, gehört
all dies dazu:
- Taten (Karma) die das Individuum und die Gesellschaft aufrechterhalten/ erhöhen
- Rechtschaffenheit
- Gerechtigkeit
- Moralische und ethische Werte
- Tugendhafte Taten
- Korrektes und ordentliches Benehmen
- Mitgefühl (lies den Artikel über Mitgefühl)
- Noble Qualitäten
- Die Pflichten und Verantwortlichkeiten des Individuellen/ Offiziellen
- Taten, die für den Nutzen von Einzelnen und der Gesellschaft als Ganzes getan werden, die oberen Punkte beachtend
- Ein integrierter Lebensstil, der harmonisiert und Individuum und Gesellschaft auf der physischen, mentalen, sozialen und spirituellen Ebene verbindet, beiden helfend, sich zu entwickeln.
- Ein spiritueller Lebensweg, der es einem ermöglicht, Selbst-Realisierung zu erlangen
- Spirituelle Praktiken und Philosophien
Typischerweise wird der Begriff oft mit natürlichen Neigungen und
Pflichten des Einzelnen verwechselt, die moralischen Werte nicht beachtend. Man
könnte über Aussagen stolpern wie: "Es ist das Dharm eines Diebes, zu
stehlen". Solche Phrasen oder Erklärungen können als logisch falsch
benannt werden, da Stehlen gegen Gerechtigkeit, moralische und soziale Werte
ist; also kann etwas nicht-dharmisches nicht jemandes Dharm sein.
Dharm indiziert einen starken Charakter, Aufrichtigkeit, Nobilität und
all die anderen positiven und moralischen Werte, und er ist eng verwandt mit
dem Begriff "Arya", was nobel bedeutet. Im Leben kann es ein sehr
schwieriger Test des Charakters und der inneren Stärke sein, das Dharm aufrecht
zu erhalten.
Manusmriti, geschrieben vom alten Heiligen Manu, verschreibt 10
essenzielle Regeln, die zur Einhaltung des Dharm führen: Zufriedenheit (dhriti),
Vergebung (kshama), Kontrolle der weltichen Begehren (dama),
Ehrlichkeit und nicht Stehlen/ nicht-Begehrlichkeit (asteya), Reinheit
und Heiligkeit (shauch), Kontrolle der Sinne (indraiya-nigrah),
Vernunft (dhi), Wissen oder Lernen (vidya), Wahrheit (satya)
und Abwesenheit von Wut (krodha). Manu fügt weiterhin hinzu,
"Gewaltlosigkeit, Wahrheit, nicht-begehrlich sein, Reinheit des Körpers
und Geistes, Kontrolle der Sinne sind die Essenz des Dharm." So gesehen
beherrscht Dharm nicht nur den Einzelnen, sondern die gesamte Gesellschaft.
Dharm bedeuted, ein geregeltes Leben zu leben, und ist die Basis für
tapas (Einschränkungen) und auch für ein spirituelles Leben. Durch das Befolgen
von Dharm sichert man sich Selbsterhaltung, Schönheit, Beliebtheit, langes
Leben, Wohlstand, Fortlaufen der Blutlinie und Familie, soziale Akzeptanz,
Berühmtheit, Ehre und spirituelle Tugenden.
Dem Dharm nicht zu folgen, sondern Adharm, oder ein unmoralisches und
böses Leben zu führen, bringt auf der anderen Seite Angst, Unehre, Verlust von
Wohlstand, Trauer, Krankheit, vorzeitlicher Tod, soziale Inakzeptanz und
spirituelles Versagen. Es bringt Schmerz und Verlust in dieses Leben und die
folgenden.
Dharma bedeutet gute Taten oder gutes Karm(a), und Adharm indiziert
schlechte Taten oder schlechtes Karm(a). In der Bhagvat Gita, Kapitel 16, Vers
21, sagt Lord Krishna "Diese drei bringen einen zu den Toren der Hölle und
zerstören eines Mannes' spirituelle Natur. Lust, Wut und Gier – diese drei muss
man aufgeben", da diese Adharm sind, das Gegenteil von Dharm. Nach der
Bhagvat Puran hat Dharm vier Aspekte – diese sind Tapas (Einschränkung), Shauch
(Reinheit und Sauberkeit), Satya (Wahrheit), Daya (Freundlichkeit und
Mitgefühl); während das Adharm drei negative Qualitäten hat, diese sind Ahamkar
– oder das Ego und falscher Stolz, Sangh – schlechte Gesellschaft und Madya –
die Gewohnheit des Rausches (hier mag man Rausch als den Rausch der Sinne durch
weltliche Gelüste verstehen, - Wein, Frauen/ Partner, Sex, Reichtum, Status,
weltliche Vergnügungen usw).
Tatsächlich kann man im 16. Kapitel der Bhagvat Gita, das die
Unterschiede zwischen göttlichen und dämonischen Personen und Persönlichkeiten
beschreibt, die Qualitäten des Dharm und Adharm sehr leicht unterscheiden. In
einem Sinne kann Dharm verstanden werden als Recht, Aufrichtigkeit, Licht und
Helligkeit, während Adharm Bösartigkeit, Falschheit, Lüge, Dunkelheit und
Schwärze ist. Also werden göttliche Qualitäten von Dharm repräsentiert und
dämonische Qualitäten von Adharm.
Lord Krishna beschreibt die göttlichen Persönlichkeiten als solche, die
die Eigenschaft der Furchtlosigkeit besitzen, sowie Reinheit des Herzens,
Beständigkeit in Wissen und Hingabe, Gutwilligkeit, Kontrolle der Sinne,
Anbetung, Studieren der Schriften, Beschränkung, Aufrichtigkeit,
Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Freiheit von Wut, Verzicht, Opfer,
Gelassenheit, Aversion zum Töten, Mitgefühl mit allen Lebewesen, Freiheit von Sensualität,
Sanftheit, Mäßigung, Stabilität, Vitalität, Geduld, Vergebung, Reinheit und
Freiheit von Eitelkeit.
Lord Krishna beschreibt weiterhin diese, die dämonische Natur haben,
mit folgenden Qualitäten: Vorgabe, Arroganz, extremer Stolz, Zorn, Unhöflichkeit,
Unsensibilität zu spirituellen Werten, mangelnde Unterscheidung zwischen gut
und böse, schlechte Lebensweise, Lügen und Falschheit, Lust, Gewalt,
Grausamkeit, Zerstörung, Scheinheiligkeit, Eitelkeit, Habgier, Korruption,
falsche Werte, unreine Lebensart, Sex-Maßlosigkeit, Täuschung, Sinnlichkeit,
Sturheit, Rausch durch Reichtum und Besitz, unterdrückend, selbst-verleumdet
und schlechte Art und Weisen habend.
Dharm zu folgen und Adharm zu vermeiden ist der einzige Weg zu wahrem
spirituellen Wachstum, höherer Bewusstheit, Erleuchtung und Befreiung.
OM TAT SAT
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